Stukenbroks Klavierkonzert im Stiftsgarten Einbeck

Am zweiten Sonntag im Juni 2024 öffnete sich für rund 100 Besucher:innen bei „Stukenbroks Klavierkonzert im Stiftsgarten“ ein wundervoll persönliches Familienalbum des einstigen Einbecker Fahrradfabrikanten.

Weit über den Park hinaus erklang vom späten Vormittag bis zum frühen Nachmittag das eindrucksvolle Klavierspiel von bald 30 in die Klavierstadt angereisten Pianistinnen und Pianisten. Das auf dem prächtigen Jugendstil-Balkon der Stukenbrok-Villa bespielte Bechstein-Klavier, der verwunschene Teich mit dem Springbrunnen, wundervolle Blumenrabatten, glänzendes junges Laub im strahlenden Sonnenschein und ganz im Stile Stukenbroks gekleidete Menschen ließen im Stiftsgarten eine Klang- und Parklandschaft entstehen, die den Geist der schon vor über einhundert Jahren hier lebenden Kommerzienratfamilie erspüren ließ. Mit im Park auf Staffeleien aufgestellten Fotografien der Familie Stukenbrok aus dem Archiv Werner Zänker und Wolfgang Kampa ließ die Kulturschaffende und Künstlerin Patricia M. Keil die Stukenbroks dann auch tatsächlich an diesem Klavierkonzert im Park teilnehmen. Die historischen Fotos zeigten unter anderem auf, wie der private Stiftsgarten einst aussah, wie August Stukenbrok über den Teich zu Füßen seiner Villa in einem kleinen Boot ruderte und seine Familie auf der mondänen Gartentreppe der Villa zum Foto posierte. Unbedingt empfehlenswert ist hierzu das Buch „Wirtschaftswunder der wilhelminischen Zeit“ (ISBN 3730815431)

Es liebte der Kommerzienrat die Villa mitsamt Garten.
Nur hier wollt‘ er zu Hause sein, bei seiner Frau und Töchterlein.
Hier lebten sie jahrein, jahraus, von ihnen blieb dies schöne Haus.

Elfie Haupt

In der „Klavierstadt Einbeck“ konnten sich Kulturfreunde bereits zum vierten Mal über das sehr beliebte Open Air Klavierkonzert in dieser wundervollen Kulisse freuen. Die Pianist:innen von fünf bis „ewig jung“, darunter Preisträger des „Einbecker Klavierfrühlings“ und Stipendiaten der „Feuerwerk-Akademie“, präsentierten ein (ent)spannendes Sommerprogramm. Hits des Programms waren beispielsweise die „Alla Turca“ von Mozart, die von der FEUERWERK-Jung-Stipendiain Frederike Präger vorgetragene „Pathetique“ von Beethoven, die „Harfenetüde“ und die „Revolutionsetüde“ von Chopin, „Mallorca“ von Albeniz, wundervolle Walzer von Brahms, „Clair de Lune“ von Debussy, und vieles mehr. Eine Prämiere war dieses Jahr, dass auch Gesang vom Balkon erklang. Die zwei jungen Göttinger Sängerinnen Elizaveta Zhdaneeva als Hauptstimme und Ekaterina Zhdaneeva als zweite Stimme begleitet durch das Klavierspiel von Svetlana Eberle durchfluteten den Park mit ihrer ergreifend vorgetragenen Trioversion des Ave Verum in der Vertonung von Albinoni. Ein Klangerlebnis, das tief unter die Haut ging. Die Sängerin Elizaveta Zhadaneeva hat sich erst im Frühjahr 2024 auch am Klavier im Rahmen des Einbecker Klavierfrühlings einen ersten Preis erspielt.

Gintaras Januševičius, den das Einbecker Publikum als künstlerischer Leiter der „Klavierstadt Einbeck“ seit vielen Jahren kennt und schätzt, führte durch das spannende Programm. Seine Schüler:innen sind mehrfache Preisträger bei bedeutenden Wettbewerben wie „C. Bechstein“, „Grotrian-Steinweg“, „Jugend Musiziert“, „Einbecker Klavierfrühling“ und viele mehr.

„Man hat sich im Park wie in einem riesigen Kinosaal gefühlt. Solche Konzertformate sind phantastisch dafür geeignet, Menschen dazu zu verleiten, klassische Musik schätzen und auch lieben zu lernen.“ so der ehemaliger FEUERWERK Stipendiat Maik Kronhart, der diesen Tag sowohl im Publikum als auch am Klavier erlebte. Das Team „Tischlein deck Dich“ der Jungen Linde unter der Leitung von Olga Müller verwöhnte in Zusammenarbeit mit dem Ehrenamtsteam rund um Angela Koll von der Deutschen Angestelltenakademie mit Köstlichkeiten Besucher:innen und Pianist:innen. Das Konzert wurde veranstaltet durch die Klavierstadt Einbeck mit ihren Partnern Konzert- und Kulturhauses TangoBrücke, Mendelssohn-Musikschule sowie der Jungen Linde und kann auf die Unterstützung viele engagierter Partner bauen. „Was für ein Mehrwert – dieses phantastischen Klavierkonzert verbunden mit der Ausstellung in Stukenbroks Garten und den im Jugendstil gekleideten Frauen und Männern erzeugte ein wunderschönes Gesamtbild mit einem einmaligen Flair“, schwärmte die Mutter einer Teilnehmerin.