IX. INT. FEUERWERK Klavierakademie Einbeck erfolgreich beendet
Text: Dr. Hermann Mahnke / Freund und Fan der Klavierstadt Einbeck
Mit einer fünfteiligen Konzertserie in Hannover, Einbeck (zweimal), Braunlage und Northeim ging die 8-tägige „FEUERWERK-Klavierakademie Einbeck“ am Sonntag den 7. Januar zu Ende. 11 Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 15 und 25 Jahren gewannen in ihren Heimatländern renommierte Klavierwettbewerbe, zu denen seitens der „Klavierstadt Einbeck“ tragfähige Verbindungen aufgebaut worden waren. Sie wurden darum vom in Hannover lebenden künstlerischen Leiter der Akademie, Professor Gintaras Ya-nou-schae-wi-tschüss (hier einmal geschrieben, wie man es spricht) als Stipendiat/innen nach Einbeck eingeladen. Den weitesten Anreiseweg hatte die Australierin Katarina Grobler.
Auf den Konzertprogrammen standen Namen bekannter Komponisten wie z. B. Chopin, Liszt oder Rachmaninov, die schwerpunktmäßig Werke für Klavier bis hin zu höchsten Schwierigkeitsgraden geschrieben haben; aber es gab auch Stücke z. B. von Bach, Beethoven oder Mendelssohn-Bartholdy zu hören, darüber hinaus von weniger bekannten Komponisten wie Doucet, Ginastera oder Holland: allesamt technisch und künstlerisch sehr anspruchsvoll. Mit jeweils gänzlich verschiedenen Programmen in den fünf Konzerten entfachten die 11 Pianist/innen gleich mehrere FEUERWERKE der Klaviermusik. Die jungen Künstler/innen hatten auch mit den schwierigsten Stücken keine Probleme, überzeugten durch virtuoses und interpretatorisch abwechslungsreiches Spiel. Sie wurden in den stets ausgebuchten Konzerten jeweils mit reichlich Beifall belohnt. Wer die Augen schloss und nur der Musik lauschte, kam man nicht auf die Idee, dass hier Menschen im (sehr) jungen Alter musizierten, „plattenreif“, wie wir zu sagen pflegen.
Von den 11 Stipendiat/innen hatte eine bereits im „Sidney Opera House“, eine in der „Royal Albert Hall London“, drei in der „Carnegie Hall New York“ und eine in der historischen Musikhalle „Musikverein Wien“ konzertiert. Sie alle kommen nach Einbeck, um ihr Klavierspiel beim litauischen Professor Gintaras Januševičius zu vervollkommnen. Er ist der charismatische künstlerische Leiter der FEUERWERK-Klavierakademie. In den Vorjahren hatte ich bisher lediglich an mehreren mich sehr beeindruckenden Abschlusskonzerten teilgenommen. Während dieser 8. Klavierakademie wollte ich einmal hinter die Kulissen schauen und entdeckte, dass diese Woche eine große Palette von Themen abdeckte, mit denen sich angehende professionelle Künstler/innen auseinander zu setzen haben.
Zum einen ging es um die musikalische Fortbildung. Die jungen Musiker/innen brachten mehrere von ihnen technisch beherrschte, oft hochkarätige Werke der Klavierliteratur nach Einbeck mit, die Januševičius in jeweils drei Unterrichtsstunden mit ihnen durchging. Dabei formte er seine Schüler/innen auf eine beeindruckend originelle Weise: Er ist im Unterricht ganzheitlich präsent mit dem, was er sagt, mit seinem kenntnisreichen Hintergrund, was die Musikstücke betrifft, mit seiner Gestik, mit seiner Stimme, mit der er die Spielenden tanzend, singend oder auch mit gesungenen Regieanweisungen unterstützt; ab und zu setzte er sich auch selber an den Flügel (die ersten Tage standen 2 Konzertflügel in der TangoBrücke).
Immer ging es ihm darum, wie ein Stück oder eine bestimmte Phase daraus noch besser oder angemessener vorgetragen werden könnte. Und wenn die Stipendiaten das verinnerlicht hatten, klang es hinterher in der Tat noch ausgefeilter und versierter.
Den Blick der Teilnehmer/innen lenkt das Konzept der Klavierakademie auch auf die Heranführung von Kindern an die klassische Musik und auf die Unterrichtung von Kindern im Klavierspiel. Im Rahmen des Familienkonzertes „Tutti – Zaubereien auf 88 Tasten“ führte Januševičius den jungen Künstler/innen durch eine sehr durchdachte, herzliche und zum Mitmachen anregende Moderation ganz praktisch vor Augen und Ohren, wie man Kinder und ihre Familien mit Geschichten zu den erklingenden Klavierstücken mitnehmen kann.
So erzählte, wie etwa eine Katze eine Maus jagt, wie Zwerge tanzen, wie der Mond ruhig scheint oder wie der Ozean in Bewegung ist. Während die Stipendiaten sodann ihre Stücke zu diesen Geschichten vortrugen, wurden sie von allen gestikuliert, getanzt, gemalt oder auch mitgesungen und mitgeklascht. Vier Tage später erhielten die Stipendiat/innen dann auch noch ganz praktisch die Gelegenheit, Kinder im Rahmen der erstmalig durchgeführten „FEUERWERK Klavierwerkstatt“ zu unterrichten. Dieses geschah in der Mendelssohn Musikschule, deren Übungsräume die Student/innen in der gesamten Akademiewoche nutzen konnten.
Auf dem Wochenprogramm standen auch Einheiten z.B. zu den Themen „Psychologie im Rahmen des Auftritts“, „Selbstvermarktung“ und „Konzertbewerbungen“. Für mich besonders interessant war ein nach dem Abschluss der Unterrichtsstunden am Klavier durchgeführter Abend unter der Überschrift „Generalprobe“, pädagogisch sehr gut durchstrukturiert: Alle an der Klavierakademie Teilnehmenden spielten zunächst nacheinander je ein Stück aus ihrem aktuellen Repertoire vor, während die anderen im Halbkreis sitzend zuhörten. Danach erhielten sie – eine nach dem anderen – erstens die Aufgabe, selbstkritisch mitzuteilen, was ihnen selber an ihrem Vorspiel nicht gefallen hatte. Sodann sollten sie einer Person aus der Gruppe ein Kompliment für ihr Vorspiel machen und das begründen. Zu guter Letzt sollten sie noch einer weiteren Person einen Tipp geben, wo sie etwas noch besser machen könnte. Nachdem alle damit durch waren, kommentierte Prof. Januševičius noch einmal die Vorträge aller 11 Pianist/innen im Plenum.
Eine Woche lang habe ich die FEUERWERK-Klavierakademie „von innen“ miterleben dürfen und das Gesamtkonzept besser verstanden: Das Ganze ist eine anschauliche und praktische Vorbereitung auf ein Künstlerleben. Viel Arbeit, die eher unauffällig im Hintergrund geschieht, ist vonnöten, dass diese Akademie überhaupt durchgeführt werden kann. Hierzu zählen Organisation von Unterbringung und Beköstigung der Künstler/innen, Werbung in den vielfältigen Medien, Gewinnung von passenden Aufführungsorten, Organisation und Transport diverser Konzertflügel zu den Konzertstätten in Einbeck, Northeim und Hannover, Absprachen mit der Mendelssohn-Musikschule, die Finanzierung und Akquisition von Sponsoren, der wirtschaftliche Abschluss und vieles mehr. Hier ist Martin Keil, dem inspirierenden Leiter der Akademie und aller weiterer Angebote der „Klavierstadt Einbeck“, ein besonderer Dank auszusprechen. Dieses war die 8. FEUERWERK-Klavierakademie in Einbeck. Weitere werden in der „Klavierstadt Einbeck“ folgen. Damit für diese zukünftig ein weiteres angemessenes Instrument für Konzerte außerhalb der TangoBrücke zur Verfügung stehen wird, läuft gegenwärtig eine Crowdfunding-Aktion, um einen historischen Flügel der Marke „Steinweg und Nachf./Grotrian“ aus dem Jahre 1865 zu restaurieren (benötigte Summe: 20.000,00 €). Dieser wertvolle Flügel wurde „Konzert- und Kulturfreunde Einbeck e.V“., dem Trägerverein der „Klavierstadt Einbeck“, und auch der TangoBrücke von der Familie Ahlborn anvertraut, nachdem Dr. Helmut Ahlborn im Jahre 2022 gestorben war. Wer die Spendenaktion unterstützen möchte – hoffentlich finden sich viele! -, findet hier die Nummer des Spendenkontos für die Restaurierung des Flügels „Ahlborn 1865“: Volksbank Einbeck, Kontoinhaber: Konzert- und Kulturfreunde Einbeck e.V. IBAN: DE83 2789 3760 6107 6600 00 BIC: GENODEF1SES, Stichwort/Verwendungszweck: „AHLBORN 1865“. Auf der Homepage www.Klavierstadt.de findet sich unter der Rubrik „Ahlborn 1865“ der Punkt „Crowd Funding Aktion“. Beim Anklicken erscheint ein Video, in dem das Restaurierungsvorhaben anschaulich vorgestellt wird.